Es ist spät geworden am Fluss, die Sonne verschwindet bald hinter den Berggipfeln der Schlucht und es wird dunkel und kalt. Das Heft der Zweihandrute habe ich in die Hüfte gestemmt. Die Bremse an der Rolle ist angezogen. Immer wieder hebe ich die durchgebogene Rute rhythmisch an und abwechselnd winde ich Schnur zurück auf die Rolle. Dazwischen zieht der Fisch die gewonnene Schnur wieder ab und hat sich jetzt aus dem tiefen Gumpen Flussabwärts gewendet. Ich sehe wie er versucht, die starke Strömung zu nutzen, um mehr Kraft gegen die Leine zu setzen. So folge ich ihm mit der Strömung am Ufer entlang und bekomme ihn langsam aus der Tiefe und auf meine Seite des Flusses herüber. Jetzt steigt er und springt, schon ein gutes Stück stromabwärts, mit dem ganzen langen Rumpf aus dem Wasser, steil und aufrecht, den Kopf hin und her schlagend, die Kiemen weit geöffnet. Was für ein verdammt herrlicher, starker Huchen! Dann zieht er wieder Leine hinaus und springt noch einmal, wütend und entschlossen, den Haken im Maul abzuschütteln. Ich sehe ihn grau und farblos über dem glänzenden Fluss in der jetzt lichtlosen Bergschlucht. Er verschwindet wieder in der Strömung, aber ich fühle, dass sein Widerstand schwächer wird und ich weiß jetzt, dass ich ihn bekomme…. Als ich die Schnur endlich ganz zurück habe auf der Rolle, kommt der große Fisch gegen den Druck der Rute ans Ufer heran, wo ich bis zu den Schenkeln im Fluss stehe. Der Huchen stemmt nur noch sein Gewicht gegen meinen Zug, so wie es große, ältere Fische tun, aber er weiß bereits, dass er verloren hat. Als ich ihn heranführe an meine linke, freie Hand, fällt mir zuerst der starke, kegelförmige Rumpf des Fisches auf. Nicht wie ein silberner Lachs, der frisch aus der See heraufzieht, sondern wie ein dunkles Torpedo aus der Tiefe des Stromes gehoben. Dann sein großes, ausdrucksvolles Auge, wie er mich ruhig aus dem Wasser heraus anschaut und sich endlich von mir berühren lässt…. Ich habe das Gefühl, dass der geheimnisvolle Fisch gekränkt ist. Er schaut mich widerwillig und fast angeekelt an, als ich ihn sanft ein wenig aus dem Fluss hebe. Dabei gibt er einen röchelnden, protestierenden Laut von sich. Aber er wehrt sich nicht und ich lasse ihn in der Strömung ausruhen, streiche beruhigend über seinen Bauch und kann mich nicht sattsehen an der prachtvollen, reich getupften Zeichnung seiner Flanken, dem dunklen Rücken, den großen, rötlich gefärbten Flossen und dem markanten grünen Kopf mit dem breiten Maul.
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