Durch die enge Tür traten wir in den kleinen, niedrigen Gastraum der „Alten Schule“. Schwere, grob behauene Tische und gehobelte Bänke standen an den Wänden. Vor dem großen offenen Kamin aus Feldstein stand ein knorriger Fichtenstamm als Stützpfeiler mitten im Raum, und ich hängte meinen Rucksack und den Lederköcher mit der Smuggler-Rute an den Haken darauf. Ich schaute mich um. Einige polnische Wanderer saßen still in einer Ecke und aßen. An den Wänden hingen die alten, schwarz-weißen Fotografien und vergilbte Landkarten mit deutschen Aufschriften. Das Hirschgeweih über dem Kamin. Es hatte sich nichts verändert. Ludmila, die Wirtin, kam lachend aus der Küche und trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab. "Lang bist du nicht mehr hier gewesen, Jan". Gern sah ich ihr offenes, gutherziges Gesicht und ihre geröteten, gesunden Wangen. Wir begrüßten uns herzlich. „Ich habe diesmal Freunde mitgebracht. Es sind Engländer. Auch Fliegenfischer. Hast du tschechisches Bier da?“ „Leider nur unser polnisches“, antwortete Ludmila, „aber gutes Bier, wird euch schon schmecken, ihr müßt ja durstig sein!“ Wir setzten uns an den großen Tisch am Fenster und „Russ the Elder“ betrachtete die vielen Schwarz/Weiß-Fotografien an den Wänden. Die Aufnahmen zeigten die „Alte Schule“ vor dem Krieg, in den 20er und 30er Jahren, und den früheren Klassenraum, in dem wir jetzt saßen. Die weit verstreuten Gehöfte und Bergbauden in dem Hochtal der Iserwiese, an die heute nur noch einige überwucherte Steinmauern und Fundamente entlang des Flußes erinnern und an die völlig unabhängige Almwirtschaft, die es hier oben einmal gab. Dazwischen Portraits von zünftigen Charakterköpfen und strammen Originalen mit Schnurbärten, einige in Pose mit Hosenträgern und hochgekrempelten Hemdsärmeln bei der Arbeit, mit Hacken oder langstieligen Äxten in den harten Händen und sehnigen Unterarmen. Darunter typische Familiennamen wie Zermann, Hofmann, Erlebach, Tauchmann, Langer, Ulver und Hofer, die bis heute im Riesengebirge gegenwärtig sind. Eine große Fotografie in der Mitte zeigte die alte deutsche Lehrerin mit Kopftuch, die jeden Morgen die Glocke in dem Türmchen auf dem Dach läutete, um die Schulkinder aus den weit entfernten Gehöften zur Schule zu rufen. Das Bier kam wie ein Gottessegen in großen Glaskrügen mit Henkel, weizengelb und gut gekühlt. Wir stießen an und bestellten gleich die nächste Runde. „Habt ihr Wild auf der Hütte, einen Hirschgulasch vielleicht?“ fragte ich Ludmila. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, seit du hier nicht mehr zur Jagd gehst, bringt uns niemand mehr Wild. Die Förster behalten alles für sich oder verkaufen das Hochwild am ganzen Stück in die großen Hotels, und die Rehe kommen jetzt bis in meinen Garten hinter dem Haus.“ „Gut, dann versuche ich für heute Abend ein paar Forellen mitzubringen,“ antwortete ich ihr. „Aber ich kann euch jetzt Pfannkuchen mit frischen Heidelbeeren machen. Die magst du doch,“ bot Ludmila an. Ich bestellte und beriet mich mit der Wirtin über das Abendessen und die Getränke, wenn wir später vom Fliegenfischen am Abend zurückkommen würden.
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